16. Februar 2022
Laptop in Konferenzraum mit Schriftzug "Freelancer"

Inhaltsverzeichnis

Freelancer sind als Übersetzungsdienstleister das starke Rückgrat aller Übersetzungsbüros. Zum einen erhält ein Übersetzungsbüro über freiberufliche Übersetzer/innen projektweise Zugriff auf besondere Spezialisierungen, die es nicht tagtäglich für seine Übersetzungsservices benötigt. Zum anderen lassen sich durch Freelance-Übersetzer/innen unerwartete Auftragsspitzen professionell bewältigen.

Auch die Übersetzungs-Freelancer waren durch verschiedene Entwicklungen während der Corona-Pandemie betroffen – wie viele andere Bereiche und Branchen. Wie sind die freien Übersetzer/innen bisher durch die Krise gekommen, was hat sich für sie geändert, wie sehen sie ihre Zukunft in der Übersetzungsbranche? Fragen wie diese beschäftigen alle, die sich professionell mit Übersetzungen und Übersetzungsdienstleistungen beschäftigen.  Das Forschungsinstitut CSA Research wollte genau wissen, wie sich die Covid-19-Pandemie auswirkt und führte unter freiberuflichen Linguisten weltweit zwei Umfragen durch: Im August 2020 (1.174 Teilnehmende) und im Juli/August 2021 (559 Teilnehmende).

Übersetzungsaufträge für Freelancer nahmen zwischenzeitlich durch Covid-19 ab

Auch wenn die Mitarbeitenden vieler Branchen einfach im Home-Office weiterarbeiteten: Durch die weltweiten Lockdowns wurde ein großer Teil der Wirtschaft drastisch heruntergefahren, mit entsprechenden Folgen für die wirtschaftliche Tätigkeit in vielen Segmenten. Auch für Übersetzungsdienstleister bedeutete das häufig eine Abnahme der Aufträge. Wer als potenzieller Auftraggeber selbst unter wirtschaftlichen Einschränkungen leidet und die Zukunft kaum abschätzen kann, streicht Projekte, die nicht unmittelbar zum Kerngeschäft beitragen. Das betrifft auch viele Übersetzungsaufgaben. Ebenso entfallen Dolmetschtätigkeiten, wenn Veranstaltungen abgesagt werden, bei denen typischerweise gedolmetscht wird. Freiberufliche Übersetzer/innen und Dolmetschende waren davon überdurchschnittlich betroffen, da sie typischerweise für die Auftragsspitzen eingesetzt werden, die als erstes entfallen.

Allerdings zeigte sich gleichzeitig eine Sonderkonjunktur in einer relativ geringen Zahl von Fällen, in denen Arbeitsvolumen und Einkommen zunahmen. Das betrifft beispielsweise freie Übersetzer/innen, die in boomenden Bereichen wie dem Online-Handel ihre Spezialisierung haben.

57 % der befragten freiberuflichen Linguisten gaben an, im Corona-Jahr 2020 ein geringeres Arbeitsvolumen gehabt zu haben, als Folge hatten ca. 55 % ein geringeres Einkommen.

Positive Entwicklung beim Arbeitsvolumen und Einkommen von Freelancern in 2021

Veränderung von Arbeitsvolumen und Einkommen bei Freelancern in Prozent

2021 besserte sich die Situation wieder. Nur noch ca. 30 % der befragten freiberuflichen Linguisten gaben an, im Vergleich zum Vorkrisenjahr unter einer Abnahme von Arbeitszeit und Einkommen zu leiden. Für 35 % stieg das Einkommen in 2021 sogar im Vergleich zu den Zeiten vor Corona.

Besonders stark waren von den Rückgängen Dolmetscher-Dienste betroffen, die größtenteils auf den direkten Kontakt zwischen Personen ausgelegt sind. Die pandemiebedingten Einschnitte konnten durch das Dolmetschen bei Videokonferenzen nur teilweise ausgeglichen werden.  Entsprechend gaben die Freelancer im Bereich Dolmetscher-Leistungen einen Einkommensverlust von 24 % im Zeitraum von Januar bis Juni 2020 an. Weniger stark traf es freiberufliche Übersetzer/innen, die mit Übersetzungsdienstleistungen einen Einkommensverlust von 8% in derselben Periode erlitten.

Während harter Lockdowns in 2020 sind vor allem Dolmetschdienste von starken Einkommenseinbußen betroffen

Veränderung der Einkommen von Freelancern im Vergleich zum Vorjahr in Prozent

Wie wird die Zukunft der Übersetzungsindustrie eingeschätzt?

Wenig überraschend hat sich der Optimismus im Jahr 2021 verglichen mit 2020 in der Gruppe der freiberuflichen Linguisten deutlich gesteigert.

Nachdem sie erkannt haben, dass die Einschränkungen durch die Covid-Pandemie nur vorübergehender Natur sind, sehen Freelancer deutlich positiver in die Zukunft. Etwa jeder zehnte der freiberuflichen Übersetzer/innen und Dolmetschenden hat jedoch weiterhin eine eher negative Sicht der Zukunftsaussichten.

Optimismus steigt, Pandemie vorbei?

Einschätzung von Freelancern über die Zukunft der Übersetzungsindustrie

Wenn wir uns ansehen, welche Themenfelder freiberuflichen Linguisten Grund zur Sorge geben, fällt auf, dass die Bandbreite an Themen und deren empfundene Bedeutung gestiegen ist – obwohl wir gerade gesehen haben, dass grundsätzlich der Optimismus der Übersetzer/innen und Dolmetschenden zunahm. Das lässt darauf schließen, dass durch die Corona-Einschränkungen unter Freelancern ein stärkeres Problembewusstsein entstand – man nimmt Problemfelder achtsamer wahr, auch wenn man sie für sich nicht als bedrohlich einschätzt. Dabei spielt sicher die Erfahrung hinein, die freiberufliche Linguisten mit dem plötzlichen Wegbrechen wirtschaftlicher Sicherheiten durch die Pandemie-Maßnahmen gemacht haben.

Welche Zukunftsthemen bewegen freiberufliche SprachdienstleisterInnen?

Anteil der befragten Freelancer, die über die jeweilige Aussage etwas oder sehr besorgt sind

Noch immer wird unter freien Übersetzer/innen und Dolmetschenden eine allgemeine Unsicherheit verspürt, die mit der Coronakrise einhergeht. Daraus resultieren Planungsunsicherheiten, Existenzängste, Perspektivlosigkeit und andere Einschränkungen. Diese Zukunftsängste zeigen sich auch darin, dass sich in 2020 24 % und in 2021 65 % der Befragten Sorgen darüber machen, ob sie in Zukunft weiterhin als Freelancer arbeiten können.

Interessant ist, dass das Thema mentale und physische Gesundheit 2021 deutlich stärker in den Mittelpunkt gerückt ist: Inzwischen machen sich 68 % der Übersetzer/innen und Dolmetschenden Sorgen um ihre mentale und physische Gesundheit, während das in 2020 lediglich 21 % der Befragten taten. Das Andauern der Pandemie und der gesundheitspolitischen Maßnahmen scheint also bei den Freelancern immer mehr auf die Gesundheit zu gehen.

Auch das Thema maschinelle Übersetzungen bewegt deutlich stärker. 2021 blickten 63 % der Freelancer im Bereich Übersetzung besorgt auf die erhöhte Nachfrage nach maschinellen Übersetzungen. Wobei gesehen werden muss, dass diese vor allem im qualitativen Einstiegssegment des Übersetzungsmarkts besteht. Erfahren Sie mehr über maschinelle Übersetzungen in diesem Blogpost.

Auch künftig Freelancer-Jobs für Übersetzer/innen und Dolmetschende

Wie fast alle Wirtschaftsbereiche ist auch die Übersetzungsindustrie im Umbruch. Entsprechend gibt es Felder, die davon profitieren und andere, die Nachteile erleiden.

Was die Corona-Pandemie angeht, gehen nicht nur die Freelancer in der Übersetzungsbranche davon aus, dass die Probleme rund um Covid 19 in naher Zukunft ausgestanden sind. Es sollte dann eine Rückkehr zur Normalität in der Übersetzungsindustrie möglich sein.

Erste Anzeichen für diese Sichtweise geben die Umfrageergebnisse aus 2021, die eine Verbesserung von Arbeitsvolumen und Einkommen signalisieren. Freelancer für Übersetzungen und zum Dolmetschen sind wieder stärker gesucht.

Bestimmte Wirtschaftsbereiche haben den Bedarf an Übersetzungen sogar deutlich erhöht und werden weiter eine hohe Nachfrage nach Übersetzungsdienstleistungen haben. Dazu zählt beispielsweise der Online-Handel. Weitere Informationen zu den Megatrends in der Übersetzungsbranche lesen Sie hier

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